Agostino Fasciati - der vergessene Fotograf

Wer war Agostino Fasciati? Ein polemischer Sozialist. Einer, der unter dem Pseudonym Fulvio Reto seine Ideen mit Nachdruck der ländlichen Bevölkerung im Bergell schmackhaft machen wollte. Und Fotograf. Während wir einiges über das bewegte Leben von Agostino Fasciati kennen, wissen wir nur wenig über seine Tätigkeit als Fotograf. Diese Ausstellung unter freiem Himmel in seinem Heimatdorf will dem Fotografen Agostino Fasciati nachspüren und einige Aspekte seiner Lebensgeschichte beleuchten.

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1864 - 1885
Agostino Fasciati wird am 17. März 1864 in Soglio als letzter Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er schliesst eine Ausbildung zum Lehrer ab.

1886 - 1902
Er ist als Lehrer im Bergell, Italien und an Instituten in der Deutschschweiz tätig. Dank eines Stipendiums kann er einige Kurse an den Universitäten von Florenz und Zürich besuchen. Er wird zum Sozialisten und veröffentlicht seinen ersten Prosa- und Gedichtband Chiaroscuri.

1903 - 1911
Agostino unterrichtet an der Schweizer Schule in Bergamo. Während der Sommerferien 1908 in Roncobello (Val Brembana BG) berichtet er in seinem Tagebuch über eine Liebesbeziehung und erstmals über seine Tätigkeit als Fotograf.

1912 - 1922
Zurück in seiner Heimat, unterrichtet er an der Sekundarschule in Soglio. Zusammen mit seinem Kollegen Gaudenzio Giovanoli publiziert er eine periodisch erscheinende Zeitung, La Bregaglia del Popolo, um seine sozialistischen Ideen und seine Initiativen, wie die Konsumgenossenschaft und die Einführung der Krankenkasse, zu propagieren. Er wird Bürgermeister von Soglio, dann Präsident des Kreises Bergell und Mitglied des Grossen Rates (Parlament) des Kantons Graubünden.

Die letzten 20 Jahre
Als polemischer Geist und radikaler Sozialist wird er immer mehr zum Aussenseiter. Seine Aktivitäten bringen ihm viele Probleme und wenig Anerkennung ein. Seine Stelle als Lehrer wird ihm gekündigt, als Politiker wird er abgewählt. Er veröffentlicht zwei weitere Gedichtbände: Giovinezza und Carezze e baci. Am 1. Mai 1942 heiratet er Frida Bleuler aus Zürich.
Wenig später, am15. Juni 1942, stirbt er 78-jährig in Soglio.